visions # 160, juli 2006
"happenings"
motorpsycho - hamburg - fabrik - 02.05.2006, ca. 800 besucher
"das neue album machte hoffnung: nach den pop-/jazz-/psychedelic-gedudel der letzten jahre und dem ersten besetzungswechsel in der der dekadenlangen geschichte der norweger freute man sich wieder auf saftigen, kraft- und druckvollen rock. gespielt von einem der besten trios aller zeiten. und insgeheim hoffte man auch auf ein kleines hitfeuerwerk als streifzug durch ein voluminöses schaffen. bei letzterem wurde man enttäuscht - das doppelalbum "black hole/black canvas" ist gegenwärtig offenbar zu übermächtig, als dass sie sich weit davon lösen wollen. und so geht´s in der fast ausverkauften fabrik, angefüllt mit zumeist langhaarigen typen (und wenig mädels), os mit vier neuen songs in epischen ausmaßen: immer erst der normale song, hintendran eine diffus unendliche jamsession. schuld daran sicher der neue drummer jacco van rooj, der sich offensichtlich nur mit dem neuen material zu hundert prozent wohl fühlt, und mehr noch oyvind brandtsegg und sein so genannter bodysynth - ein völlig´irres spitzengerät als kreuzung zwischen vibrafon, synthesizer und chaospad. verrückte sounds lassen sich damit erzeugen und daran hat die band grad offenbar spaß. für zehn minuten oder mehr verschwinden bent und hans magnus, diese superinstrumentalisten, immer wieder hinter ihrer endlosen haarmatte und geben der session raum. bei dem einzigen hit, "hey jane", wirds einmal kurz und knackig, bevor sie über einen abstecher in die frühphase wieder zum neuen material kommen. spielerisch durchweg einwandfrei und begeisternd - und doch bei aller liebe zum jammen mit einigen längen. das finale dann nochmal alt und doch exemplarisch: aus dem bereits auf "timothy´s monster" 17 minuten langen "the wheel" wird ein mehr als halbstündiger soundorgasmus, ein einziges wabern der töne und schichten. motorpsycho rockdaddeln wieder, manchmal fast zu viel."
sascha krüger