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  [record reviews: it's a love cult]



SPEKTAKEL – GITARRE POP
Motorpsycho
It's a Love Cult

Review of It's a Love Cult taken from the
online edition of German music magazine
INTRO, 2002-09-24.
In German. Found at the intro site by Rouven.


Motorpsycho - «It's a Love Cult» - cover - front
 

Motorpsycho
It's A Love Cult

(Stickman / Indigo)
Spektakel – Gitarre Pop

Das Konzept Zitatpop scheint sich bei Motorpsycho durchzusetzen. Hatte die Devise bis zu "Let Them Eat Cake" noch geheißen, den eigenständigen, unverwechselbaren Sound immer weiter nach vorne zu bringen, in immer neue Richtungen zu dirigieren, immer wieder musikalisches Neuland zu gewinnen, kam mit "Phanerothyme" erstmals ein Blick zurück in die Mottenkiste der Popgeschichte. Da wurden die swingenden, ständig breit lächelnden Sixties heraufbeschworen, die warme kalifornische Sonne ging über Doors-Orgeln und Led-Zep-Riffs auf und verpasste dem verschrobenen, herb-schönen Indie-Knarz eine neue, zugänglichere Leichtigkeit. Genau da knüpft "It's A Love Cult" wieder an: auf nach San Francisco in zeriss'nen Jeans, diesmal aber mit einem Army-Rucksack voller "Blissard"-Harmonien und "Trust Us"-Psychedelik. Zu der Vergangenheitsbewältigung im globalen Rahmen kommt jetzt das local acting des Stöberns in der eigenen Bandgeschichte: Während für "Composite Head" der "Paperback Writer" der Beatles überarbeitet wurde und "Überwagner" und "Neverland" nahtlos auf besagtes Vorgänger-Album gepasst hätten, sind "Custer's Last Stand" und die neue Single "Serpentine" Motorpsycho-Songs von altem Schrot und Korn. Da bekommt man als Fan der ersten Stunde schon mal schnell wieder feuchte Augen. Doch wer die drei Norweger kennt, weiß: Stillstehen und es sich in der eigenen Nische bequem machen war noch nie ihr Ding, und Selbstplagiate und nostalgisches Abfeiern alter Hippie- Seligkeit haben diese begnadeten Songwriter auch nicht nötig, aller Zitatenschmeißerei und Rückbesinnung zum Trotz. Aus alten Versatzstücken etwas aufregendes Neues erschaffen – die Idee an sich mögen zwar schon andere vorher gehabt haben, aber kaum jemand setzt sie so perfekt um wie diese Band.

Till Stoppenhagen