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  [record reviews: phanerothyme]




MOTORPSYCHO
Phanerothyme

Review of Phanerothyme taken from the
German edition of the music magazine
ROLLING STONE #11 / November 2001.
In German. Transcribed by KissHerMind.


MOTORPSYCHO
Phanerothyme
Stickman / Indigo
Rating: 3,5 out of 5

Die norwegischen Radikalisten überzeugen auch diesmal.

Sie hatten ihre Zeit. Vor ein paar Jahren warfen die Norweger in regelmäßigen Abstand Blöcke wie "Timothy's Monster" oder "Blissard" auf den Markt, wahnwitzige Wundertüten, Doppel-Alben, gefüllt mit Schweinerock, Pink Floyd, Metal, Psychedelia, Drogennebel und Gitarren-Kaskaden, die die Adepten das Fürchten lehrte. Die Fans von Motorpsycho sind seit jeher so treu wie die Anhänger der britischen Sozialplage New Model Army. Natürlich tragen sie nicht so häßliche Klamotten und gehen öfter zum Frisör. Auf "Hey Jane", einem ihrer besten Stücke, zitieren Motorpsycho eher unfreiwillig Bruce Springsteens "Candy's Room". Das trifft sich, den auch sie geben Konzerte, die selten unter drei Stunden dauern und oftmals erst dann beendet werden, wenn wirklich niemand mehr stehen kann.

Nun gibt es eine äußerst notdürftig beschriftete Kassette der Plattenfirma die nicht mal "A"- und "B"-Seite anzeigt, und darauf steht "Phanerothyme". Motorpsycho haben schon wieder die Zeit gefunden, Musik zu machen. Diesmal mit einer irren Jam-Session namens "B.S.", bei der wie wild geflötet wird und hernach ein Spinett erklingt, dass es einem schwindlig wird. Bewährt haben sich neben den sirrenden Streichern auch die Bläsersätze und Piano-Etüden. und überhaupt ist wieder beinahe alles an seinem Platz. Einem Reißer wie "For Free" wünscht man sogleich einen prominenten Platz im Live-Set.

Kein Lob also für die Promo-Kassette, wohl aber – natürlich – für Motorpsycho.

Jan Wigger