[media stories: 2002: german] |
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Review of the Bremen show / 2002-10-31 in den bremer schlachthof kommen die norweger von motorpsycho eigentlich jedes jahr. in den neunzigern geschah dies stets mitte oder ende mai. dann gab es immer sonnenschein und nette gespräche mit bekannten unter strahlend blauem himmel. im neuen jahrtausend kommen sie regelmäßig erst im herbst. schade, ist draußen viel unangenehmer und das plauschen entfällt weitestgehend. drinnen, in der kesselhalle, gibt es allerdings keine reue. ungünstig ist allein der überpünktliche konzertbeginn. kommt unerwartet. eine vorgruppe erscheint erneut nicht, obwohl vorher gemunkelt wurde. auf diese weise lassen sich die ersten töne ohne weiteres leichtfertig verpassen. und das ist immer schade. also, schnell rein und nach vorne, denn die ränge des saals sind bereits ausnahmslos besetzt wie jedes jahr: ausverkauftes haus. motorpsycho spielen noch immer, zumindest seit keyboarder bard fest dazugehört, hauptsächlich als quartett zu besonderen anlässen wird die gruppe gerne erweitert, wie etwa beim diesjährigen bizarre festival , als trio habe ich sie jedenfalls lange nicht mehr auftreten sehen. den liebeskult wollen sie uns vorstellen beziehungsweise näherbringen, darauf lassen der titel des aktuellen albums und das konzertplakat schließen. und tatsächlich: die menschen im schlachthof schauen alle ganz freundlich, sie lächeln und manche küssen sich sogar. scheint also etwas dran zu sein. auch auf der bühne sind hin und wieder strahlende gesichter zu sehen. immer dann, wenn sozusagen alles gelingt. das unvorhersehbare, das experiment, das ohne worte stattfindet, allein auf mimischer und gestischer kommunikation. so grinsen die skandinavier etwa, wenn ein improvisierter teil zwei nahtlos verbindet oder ausufernd in ein lied verwoben wird. das möchten die vier musiker erreichen: auf der grundlage ihrer von tonträgern bekannten lieder, deren strukturen nach jeweils gegenwärtigem befinden ad hoc verändern. sie immer wieder und in stets neuer form zum klingen bringen. das ist bei jedem auftritt spannend und gerade dieser umstand macht motorpsycho vielleicht gegenwärtig unverzichtbar, nämlich zu einer ausnahmeerscheinung. welche (rock-)band ist schon, von ihrer haltung und spielfreude her, mit den durchaus bewusstseinserweiternden grateful dead vergleichbar? ohne den rock für selbstverliebtes gitarrengewichse aufzugeben? sonic youth vielleicht noch, wenn die eine rock-combo darstellen sollten. über zwei stunden vergehen fast unmerklich. mal leise und filigran, dann wieder unglaublich laut und mitreißend, mal loose, mal tight und präzise; facettenreich. und zum abschluss die schönste motorpsycho-komposition aller zeiten: vortex surfer, da fehlen einem endgültig die worte. lobotoby
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