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  [media stories: 2001: german]




SAALGEFLÜSTER
norwegian wood im deutschen hauptstadtwald
Saalgeflüster  
motorpsycho
berlin, casino
15-oktober-2001


Review of the Berlin show / 2001-10-15
taken from the German e-zine
BUBBLE HOUSE, 2001.
German. Found at the bubble house site.


 
ticket for the MP + TSOOL show in Berlin / 2001-10-15
es sprach sich rum: motorpsycho sind mal wieder
in der nähe. und wie immer war klar: ich geh hin!
dem verständnis halber muß ich wohl anfügen,
dass ich schon bei einigen motorpsycho-konzerten
war und diese band aus norwegen mich jedesmal
aufs neue faszinierte und begeisterte.

diesmal war ich aber doch besonders gespannt, was für ein motorpsycho-konzert mich erwarten würde. denn die letzten 3 alben ("let them eat cake" (2000), "barracuda" (ep, 2001), "phanerothyme" (2001) hatten durchaus nicht meine anerkennung gefunden. besonders "let them eat cake" & "phanerothyme" entstanden wohl in anlehnung an 60er- und 70er-jahre popmusik und waren etwas ruhiger. mir fehlt hier einfach der rocksound, für den ich motorpsycho so liebe... . aber ich weiß, dass sie immer die musik machen, auf die sie gerade lust haben (so haben sie unter anderem auch ein countryrock-album produziert: "tussler" (1994)) und dies gestehe ich ihnen zu. trotzdem hoffe ich, dass es bald mal wieder ein rockendes, schwebendes album a la "timothy‘s monster" (1994) und "trust us" (1998) geben wird. die frage, die mich somit im vorfeld des konzerts besonders beschäftigte, war, wie viele der neueren, gängigeren songs sie spielen würden.

montag abend, 20.15 uhr: es war soweit, ich stand zusammen mit anderen treuen gefolgsleuten vor dem casino in berlin. was mich erstaunte: das konzert war nicht ausverkauft, wie etwa in anderen gegenden deutschlands. aber die schlange an der abendkasse war gross und ich hatte beim start des konzerts das gefühl, dass keine person mehr ins casino hineinpassen würde. es war also rappelvoll, ich würde auf über tausend besucher tippen. das ist übrigens auch etwas, was motorpsycho ausmachen: sie spielen nie in den ganz großen clubs, obwohl sie diese auch locker füllen könnten. sie scheinen auf die nähe zu ihren fans und zuhörern wert zu legen. dafür geben sie umso mehr konzerte (man muß sich nur mal ihre tourpläne anschauen!!!), so dass trotz der kleinen clubs jeder, der will, in den genuss von motorpsycho-live kommt.

kurz nach neun und somit ziemlich pünktlich ging es dann los: "soundtrack of our lives", die "special guests", betraten die bühne. mein erster eindruck: was für eine bunt zusammengewürfelte truppe! eine band, die sympathisch wirkte und sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen schien. motto: let's have fun! und was aus ihren boxen dröhnte, war rockmusik. sie loteten allerdings alle strömungen dieser kategorie aus, so dass einige songs aufgrund ihres nichtssagenden charakters eher skepsis bei mir auslösten. so lauschte ich mit sehr gemischten gefühlen dieser band, von "richtig cool" bis "naja" war alles dabei. zudem "posten" sie mir am ende, für die musik, die sie spielten, doch zu sehr herum. alles in allem aber waren sie eine gute und auch interessante vorband: sie heizten ein und die stimmung war gut. insgesamt spielten soundtrack of our lives über eine stunde (inklusive einer zugabenrunde), so das allein diese band schon fast ein vollständiges konzert ablieferte. danach war natürlich längeres warten angesagt: umbaupause. in dieser zeit wurde es vorn (ich befand mich zu dieser zeit in der 2. reihe) auch immer enger, wärmer und unruhiger.

22.45 uhr war es soweit: bent (bent sæther: lead vocals, bass, acoustic guitar), "snah" (hans magnus ryan: lead guitar, vocals) und "geb" (håkon gebhardt: drums, banjo) betraten die bühne, winkten, lächelten und ab gings ins sounduniversum von motorpsycho! aber was da die ersten 15 bis 20 minuten gespielt wurde, muß ich zugeben, rief nicht gerade begeisterungsstürme meinerseits hervor. ja, sie starteten mit neuem material! mhm, dachte ich, soll das etwa den ganzen abend so weitergehen? d.h. etwas seichter, poppiger und so, wie ich es empfand, unrund? denn meiner meinung nach ist für die neue art von motorpsycho charakteristisch, dass – hat man sich gerade auf die melodie eingeschwungen und bildet sich doch so etwas wie ein schwebender klang-teppich aus – sie plötzlich diesen abrupt unterbrechen und irgendwelche "wilden" (jazzigen?) meist höherfrequenten zwischenspiele zum besten geben. und genau dann lande ich wieder ganz unten auf der erde. so wie es wohl wäre, wenn einem plötzlich der fliegende teppich unter den füssen verschwindet. aber was soll ich sagen, irgendwann spielten sie dann endlich "hey, jane" – einen schlager von "trust us", einer meiner geliebten motorpsycho-scheiben. ich begann hoffnung zu schöpfen. und was dann kam, war für mich schon grund genug, nicht zu bereuen, in dieses konzert gegangen zu sein: "neverland"! da war er, der soundteppich. ich schwebte dahin. und dieser song kam auch mit diesem für motorpsycho so typischen auf und ab des geschwindigkeits- und geräuschpegels daher. sie sind wahre meister im "jetzt-fangen-wir-mal-ganz-ruhig-an", spielen nur einzelne bass-töne (bent), dann kommt irgendwann die gitarre (snah), das schlagzeug (geb) wird inzwischen lauter, jetzt groovt bent so langsam richtig ab und zusammen spielen wir uns dem groove-rock-krach-höhepunkt entgegen, um dabei richtig "in ekstase" zu geraten, und als wär nichts gewesen, bearbeiten wir wenige sekunden später wieder ganz leise und gefühlvoll unsere instrumente. zusätzlich tauchen mittendrin auch noch die an- und abschwellenden gesänge von bent auf. wahnsinn, was er für eine stimme hat! aber auch die beiden anderen können singen, so begeisterten motorpsycho auch mit dreistimmigen gesangseinlagen. sorry, ich habe die orgel vergessen. sie ist an diesen sphärischen trips, die oft 15 minuten und länger anhalten, ebenfalls beteiligt (der orgelspieler ist bei liveauftritten der vierte mann im bunde, er ist aber kein offizielles motorpsycho-mitglied).

ab "neverland" gestaltete sich das konzert sehr abwechslungsreich! motorpsycho zeigten uns ausschnitte aus ihrem gesamten repertoire. sie spielten weiterhin neuere stücke, aber auch die rock-jam-sessions kamen nicht zu kurz (es gab u.a. einen richtigen rockhammer der mit einem wahren soundgewitter endete). die "spaßige" musik durfte natürlich auch nicht fehlen, so gaben sie auch countrymusik und coverversionen zum besten. bei diesen liedern tauschte bent seinen bass oft gegen eine akustikgitarre aus und snah griff dann auch mal zum bass. ihr musikalisches können ist beeindruckend!

und irgendwann gingen sie dann von der bühne. motorpsycho wurden wie immer gefeiert und natürlich gab es eine zugabenrunde. diese fiel "poppig" (other fool) bis lustig (young man blues) aus. sie gingen noch einmal von der bühne, um uns dann letztendlich "when you're dead" zu präsentieren. geb (schlagzeug) griff doch tatsächlich zum banjo und die drei gaben nochmal ihr sängerisches können zum besten! tja und dann hieß es wirklich tschüß! und ich stand nun völlig ermattet, mit gemischten gefühlen im bauch, aber doch ziemlich beeindruckt und begeistert vor der bühne (im laufe des konzerts bin ich in die erste reihe aufgerückt).

ein blick auf die uhr zeigte: insgesamt zweieinhalb stunden dauerte die motorpsycho- performance. man hatte gar nicht gemerkt, dass sie so lange aufspielten. die zeit verging wie immer im flug, obwohl das konzert für mich eines der anstrengendsten überhaupt war. die leute schoben, schupsten, pogten und schwitzten wie wild. die luft war die ganze zeit zum zerschneiden und am ende hatte man ja über vier stunden in dieser brodelnden menschenmasse gestanden. was uns da geboten wurde, war ein wahrer musik-marathon: über dreieinhalb stunden livemusik, das habe ich auch noch nicht erlebt (und das ganze für 32 dm)!

und was blieb zurück: motorpsycho sind immer noch eine der besten bands der welt (besonders live!)! sie sind wahre soundmeister. wer es nicht erlebt hat, kann sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn einen dieser genial gespielte bass durchdringt und man von den warmen gitarren- und orgel-klängen eingelullt wird. weiterer pluspunkt: die vier musiker sind einfach nur sympathisch! keine große show, kein stargehabe. kommen sie zu beginn eines konzerts auf die bühne, hat man das gefühl, man trifft alte bekannte. sie spielen ihre musik, weil sie ihnen von allem wohl am meisten spaß macht. es ist eine freude, sie bei ihrem spiel zu beobachten.

fazit: bis zum nächsten mal! und wer motorpsycho noch nicht live erlebt hat, sollte es einfach mal tun!

Adele Emm