[media stories: german: 1996] |
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Motorpsycho
Concert review of the Hannover/'Café Glocksee'-gig Auf der Leinwand hinter der Bühne strecken winterkahle Bäume Äste in den grauen Himmel. Zwei der drei Motorpsychos spielen mit Baß, Gitarre und Verstärkern älteren Modells eine Wand aus druckvollen Akkorden und kämpfen mit ihren Stimmen dagegen an: gefühlvoll und wütend - und manchmal vergeblich. Das Schlagzeug treibt. Nebel blitzt im Stroboskop-Licht. 300 stehen dicht an dicht und andächtig im Café Glocksee. Nicht mal eine Zigarette hat noch Platz zwischen den vordersten Reihen. Von den 150, die vergeblich vor der Tür warten, ganz zu schweigen. Weiße Wolken entstehen und vergehen im Zeitraffer. Zweistimmige Melancholie setzt sich vor Klangwand aus maximal verstärkter Gitarre; trifft 300 moderne Großstadtkinder mitten ins Herz. Sie kennen jedes Wort. Zweistimmig wird hundertstimmig. Eine rasende Fahrt durch dunkle Tunnel, Lichter sind zu Farbbändern verschmiert. Bent am Baß hat längst sein Sakko abgelegt. Der Sound ist kraftvoller und zwingend tanzbar. Dem entkommt auch in der letzten Reihe niemand. ...daß Traurigkeit so wild und schön sein kann! Keine Frage: Für die, die drin sind, ist Motorpsycho und Café Glocksee die ideale Kombination, beste Atmosphäre seit es Clubkonzerte gibt. Und daß eine norwegische Band, die nicht eben Konsumhäppchen für die Massen bietet, im ausverkauften Konzert vor 300 begeisterten Fans spielt - das darf alle am "Boys Bands-Fieber" Verzweifelnden hoffen lassen... Julia Förster
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