[media stories: german: 2000] |
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Motorpsycho:
Anleihen aus der Musikgeschichte
Interview with 'Gephardt' taken from the Wenn man sich überlegt, welche Gruppe in den letzten zehn Jahren den kreativsten Output und die größte stilistische Bandbreite an den Tag gelegt hat, kommt man an dem norwegischen Power-Rock- Trio Motorpsycho nicht vorbei. Benannt nach einem Film des Kult-Regisseurs Russ Meyer nutzt die Band aus Trondheim alles aus, was die Musik an klanglicher Fülle zu bieten hat. Jedes Konzert ist anders, manche Songs können bis zu einer halben Stunde ausgewalzt werden. Improvisation ist Trumpf. Mit dem Schlagzeuger Håkon Gephardt sprach André de Vos. Ihr habt euer neues Album "Let them eat cake" benannt. Ist das eine Einladung zu einem gemütlichen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen? Gephardt: Der Titel bezieht sich auf einen Ausspruch, der Marie Antoinette, einer französischen Königin, zugesprochen wird. Als sie mit dem Hunger der Menschen konfrontiert wurde und man ihr sagte: "Die Leute brauchen Brot!", da soll sie gesagt haben: "Wo liegt das Problem? Lasst sie doch Kuchen essen!" Und bei uns war es auch so: Wir gingen davon aus, ein liebliches Album zu machen. Und gerade keine harte Rock- Scheibe, wie es von uns immer erwartet wird. Wir wollten die Erwartungshaltung genau in ihr Gegenteil verkehren. Würdest du zustimmen, dass viele Lieder den Geist der Endsechziger und frühen Siebziger atmen? Gephardt: Bei einer Menge Bands, die uns immer viel Spaß bereitet haben, haben wir genau hingehört, wie die ihre Arrangements zusammengesetzt und ihre Lieder im Studio zum Klingen gebracht haben. Das haben wir uns angeeignet und mit moderneren Techniken kombiniert. Kann man sagen, dass das Album eine Art Zitatensammlung ist? Gephardt: So kann man das ausdrücken. Wir haben darüber aber nicht besonders nachgedacht, als wir an den Liedern arbeiteten. Diese verdeckte Struktur erschließt sich auch erst nach mehrmaligem Hören ... Gephardt: Ja. Es ist faszinierend, das selbst zu erkennen, wenn man mit allem fertig ist. Seitdem es uns als Band gibt, haben wir immer eine schöne Zeit mit Cover- Versionen aller möglichen Gruppen und Stile verbracht. Welche von den neuen Liedern spielt ihr live auf Euer derzeitigen Tour? Gephardt: Wir haben letzten Herbst eine kleine Norwegen- Tour gemacht. Damals spielten wir schon "Songs for a brother" und "The other fool". Dabei haben wir auch gleich einen neuen Tastenmann ausprobiert, der auf dem neuen Album mitspielt, mitsingt und die Streicher- Arrangements ausgearbeitet hat. Heißt das, es gibt eine neues viertes Motorpsycho- Mitglied? Gephardt: Das würde ich nicht sagen. Baard Slagsvold ist für Live- Einsätze dazu gestoßen. Er ist ausgebildeter Jazz- Piano- Spieler, extrem flink mit seinen Fingern und mit gutem Gehör. Dem brauchten wir erst gar nicht viel zu erklären. Aber wir haben ihn jetzt nur für die Tour ausgeborgt, weil er noch in anderen Bands spielt, mit denen er auch noch sehr beschäftigt ist. Stimmt es, dass ihr demnächst noch ein weiteres Mini- Album veröffentlicht? Gephardt: Das werden die Rock- Songs sein, die nicht auf das neue Album passten. Wir haben sie zu einer EP zusammengestellt. Aber wir warten noch ein wenig mit der Veröffentlichung. André de Vos
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