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10 Jahre Intro
MOTORPSYCHO. NUR AUGENBLICKE IN DER UNENDLICHKEIT?

Review of the Stickman festival / 2001-10-13
taken from the German magazine
INTRO #90 / December 2001 - January 2002.
In German.


poster for the Stickman festival
 

Einer der stetigen Sterne im Intro-Universum: das Trio aus Trondheim. Sie kommen immerhin auf zwei Titelstorys, sechs Interviews und insgesamt 21 Beiträge – und das in 90 Ausgaben. Nicht schlecht. Das erste Mal tauchen sie 1993 in Intro #10 mit der Review zu "Demon Box" auf: "Zur besten Formation hinter Union Carbide Productions haben sich meines Erachtens Motorpsycho gemausert", konstatierte kein Geringerer als Matthias Hörstmann. Zum ersten Mal auf den Titel schafften sie es im Zuge von "Timothy's Monster". Das war 1995. Und in Intro #21. Carsten Sandkämper sezierte zusammen mit der Band das Album. Fazit: "Die stilistischen Nischen, die sich die Norweger bis dato gesucht haben, um allen Erwartungen zu widersprechen, werden sie auch weiterhin finden."

"Die Stille ihrer Heimatstadt mache sie zeitweise psychotisch", hieß es ein Jahr später. Eine Psychose, die auf jeden Fall den Genius förderte und "Blizzard" hervorbrachte. Keine einfache Zeit für die Band. Erste Anzeichen von Desillusionierung ließen sich ausmachen. Snah: "Es ist nicht mein ganzes Leben, und eigentlich doch. Das ganze Rock'n'Roll-Ding ist nicht da, wo ich mal gedacht hatte, dass es ist." (Intro #32) Ja, Motorpsycho werden älter, ihre Musik reifer, und Carsten Sandkämper wird zu ihrem steten Begleiter: "Ich erwarte Überraschungen. Diese Erwartung wurde bisher erfüllt. Auch wenn Bent das Bild des Rockstars aus den Augen verloren hat und Snah ganz unrockig Papa geworden ist. 'Angels And Demons At Play' funktioniert", bilanzierte er in Intro #43.

Und funktionieren, das tun sie noch heute. Motorpsycho setzen immer wieder einen drauf. Jedes Album ein Derivat des Vorgängers – immer anders. 1998 kamen schließlich "Trust Us" und das vierte Interview im Intro. "Man muss es wohl hinnehmen, dass Motorpsycho jedes Jahr aufs neue mit einem alle Zeitrahmen sprengenden Album wiederkommen." (Intro #54) Für ihre zweite Titelstory standen die Bandmitglieder sogar als Models bereit. Eine Modestrecke mit Motorpsycho? Punkrock ade? Nein, "Let Them Eat Cake" war die Devise, und was mit ihrem aktuellen Output "Phanerothyme" die Vollendung fand, bahnte sich da schon an. "Unüberhörbar tragen sie sich mit den 60ern als Referenz, als Orientierungshilfe für die Ohren." (Intro #71)

Was man heute hört, ist eine Adaption der 60er im Sinne von Traditionalismus. Retro, nicht Neues schaffen, sondern eher Altes wiederaufleben lassen. Auch gut, denn Motorpsycho bleiben Motorpsycho. Man muss kein großer Prophet sein, um zu wissen, dass es noch viele Zeichen über die Norweger im Intro geben wird. Zum aktuellen Album stehen 5.000 unter www.intro.de.

Hendryk Bayrhofer