home

  [media stories: 2000: german]




Motorpsycho Motorpsycho



Motorpsycho-feature taken from the German e-zine LAUT, February 2000, updated March 2001. German. Found at the
Laut-website.



Aus Norwegen, der Heimat der drei Motorpsycho-Mitglieder, kam schon so manch interessante Band, man denke nur an A-ha (hihi) oder die Dirty Street Punk'n'Roll-Fraktion der 90er mit Namen Hellacopters, Gluecifer oder Euroboys. Von einer Slayer verehrenden Band namens Infernö (!) habe ich auch mal was gelesen. Will sagen: in Norwegen stehen nicht nur Berge, es wird auch gerockt.

Seit 1989 tun dies mit stetig wachsender Fangemeinde auch Motorpsycho. Sänger und Basser Bent, Gitarrist Snah und Drummer Killer (kein Witz) entlehnten ihren Bandnamen dem Titel eines Russ Meyer-Films, nachdem Mudhoney und Faster Pussycat leider schon vergeben waren. Nach dem Debut "Lobotomizer" verliess Killer die Band und Geb stieg ein - bis heute die Stammformation.

Mit ihrem druckvollen, nicht selten epischen Space-Rock schmetterten sie ihren Zuhörern die volle Breitseite ins ahnungslose Antlitz, um im nächsten Moment wieder in tiefste Melancholie zu verfallen. Als erster Durchbruch darf das Hardrock atmende "Demon Box"-Album gelten, das von der landeseigenen Presse selbstbewusst zu einem der besten Rockalben aller Zeiten gewählt wurde. Fehlenden Arbeitseifer kann man der Band angesichts unzähliger EP's, Special Gatefolds und sonstiger Gimmicks, die munter in den ohnehin straffen Veröffentlichungsmodus eingereiht wurden, dann auch nicht vorwerfen.

Nachdem Mitte der 90er dank überzeugender Visiten auf sämtlichen namhaften der Bekanntheitsgrad noch gesteigert werden konnte, kamen vor allem die sehr am Indierock orientierten Alben "Blissard" und "Angels And Daemons At Play" in Resteuropa gut an. Mit ihrem achten regulären Studiowerk "Let Them Eat Cake" geben sich die drei Norweger überraschend zurückhaltend, legen, wenn das denn möglich ist, noch mehr Wert auf die Melodien als bisher und verzichten weitgehend auf die charakteristischen Gitarrenausbrüche.

Dass sie in ihrer Heimat längst zu wahren Superstars herangereift sind, dürfte die Anekdote belegen, nach der ihr Song "Vortex Surfer" beim Contest des einzigen norwegischen Rocksenders "P3" Europes "Final Countdown" knapp auf die Plätze verwies und daraufhin an Silvester 1999 24 Stunden lang nonstop (!) gespielt wurde. Die Band dürfte sich über GEMA-Einnahmen um die 50.000 DM sicherlich gefreut haben.

Mit "Roadwork Vol.2" erscheint Ende 2000 ein mit den norwegischen Free Jazzern von The Source entstandenes Livealbum, das bereits 1995 auf einem Jazzfestival mitgeschnitten wurde. Der Untertitel "TheMotorSourceMassacre" gibt bereits tiefe Einblicke in das recht lärmige Fusionsergebnis. "Barracuda" dagegen enthält Aufnahmen, die die Band für das vorangegangene Studioalbum nicht verwenden wollte. Dass man dennoch wunderschöne Songs darauf finden kann, war zu erwarten.