[media stories: 2001: german] |
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Ein musikalischer Gruß an längst vergessene Tage
Review of the Bremen show / 2001-09-25 "Motorpsycho" spielen im Bremer Schlachthof hoffnungslos an der Zeit vorbei und begeistern so ihr Publikum. Bremen. Lauter altes Zeugs auf der Bühne. Da stehen uralte Vox-Verstärker herum, ein noch älterer Orange-Turm, antike Moog-Synthesizer, ein steinzeitlicher Rickenbacker-Bass. Und dann klingt's auch noch so. "Motorpsycho", diese noch gar nicht alte Band aus dem norwegischen Trondheim, spielt hoffnungslos an der Zeit vorbei. Und deshalb tritt sie regelmäßig in rappelvollen Häusern auf, zuletzt im Bremer Schlachthof, wo sie jetzt das noch gar nicht alte Publikum, mit lauten "Zugabe"-Rufen feierte. Das liegt vielleicht daran, dass "Motorpsycho" der Rockmusik das zurückgeben, was sie früher einmal definierte, im Lauf der Jahre aber zunehmend in Vergessenheit geraten ist: die Leidenschaft, die Improvisation, auch die Lautstärke. In Bremen zum Beispiel zupft Gitarrist Hans Magnus Ryan drei, vier Akkorde, der Keyboarder orgelt dazu wie einst Ray Manzarek von den "Doors". Irgendwann sind noch zwei Akkorde übrig, die Lautstärke wächst, der Synthie orgelt immer noch. Und plötzlich ist's nur noch ein Akkord, über dem die Gitarre jault und die Orgel lärmt, während Bass und Schlagzeug auf den armen Rhythmus einprügeln. Dass die Musik von "Motorpsycho" live bisweilen wie just erfunden klingt, heißt noch lange nicht, dass sie es auch ist. Im Gegenteil: Bis zu vier Stunden proben die Norweger täglich, feilen an ihren Arrangements herum, die im vierstimmigen Vokalsatz nicht selten an die haarigen Chorpartien von "Yes" erinnern. Trotzdem bleiben ausreichend Freiräume in den Songs, die spontan mit Pop, Jazz oder Heavyrock ausgefüllt werden können. Können, nicht müssen. Wenn die vier Musiker gut gelaunt sind, sagt man "Motorpsycho" nach, dann geben sie grandiose Konzerte. Ist ihnen besinnlicher zumute, auch in Bremen gab es solche Momente, geht es auch auf der Bühne ruhiger zu. Sind "Motorpsycho" aber schlecht gelaunt, sollen auch ihre Auftritte katastrophal sein. Das sagt zumindest die Legende, die "Motorpsycho"- Fans im Internet verbreiten. Erlebt hat ein solches Konzert freilich noch keiner. kro
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