Interview with Bent around Angels And Daemons At Play
taken from the German magazine
TRIBE, 1997.
German.
Article found in the depths of the mighty Stickman archives.
Thanks to Jeanette!
Mit reichlich Katerbeschwerden nahm ich an einem Sonntag Morgen um ca. 11.00 Uhr das unbarmherzig
klingelnde Telefon ab, um mit B. Sæther, dem Sänger von Motorpsycho über das neue Album
"Angels And Daemons At Play" zu sprechen, dass, nebenbei bemerkt, das nunmehr 7. Album
der Norweger ist. Neben A-HA gibt es also noch weitere musikalische Menschen im Norden.
Den ersten Eindruck, den ich vom Album "Angels And Daemons At Play" hatte, war, daß die
Band bestrebt war, Pop-Songs zu schreiben, aber irgendwie scheiterte. Man stolpert förmlich über
absichtliche Ungereimtheiten.
So, scheiterten wir? Eigentlich versuchen wir, mit jedem Song ein gewisses Feeling aufzubauen.
Die Melodien gehen durch die Stolpersteine nicht verloren, sondern bekommen ganz andere
Dimensionen.
Das Verb "scheitern" war hier auch nicht negativ gemeint, sonst würden sich Motorpsycho
wohl auch nicht von vielen anderen Bands abheben.
Unsere Songs sind keine gewöhnlichen Pop-Songs, ich würde das dann auch eher als einen Erfolg
werten.
Genauso ungewöhnlich wie die Musik ist auch die Konzeption des Albums, denn hinter den Songs von
Motorpsycho steckt einiges an Substanz.
Der Name des Albums verrät schon fast das Konzept. Es gibt Songs mit positiven und negativen
Stimmungen. Das ganze Album ist auch eine Art Balanceakt zwischen diesen beiden Zuständen. Das
ist meine persönliche Interpretation, aber wir lassen es letztendlich offen, damit jeder sehen
kann, was er an den Songs leiden kann und was nicht. Das gleiche gilt für unsere Texte.
Man schafft sich damit ein Stück eigene Realität. Man braucht unsere Lyrics nicht zu kennen oder
zu verstehen. Sie sind eher unwichtig. Allein durch die Musik wird man herausfühlen können, was
wir bezwecken. Das neue Album verkörpert Höhen und Tiefen, verschiedene Dynamiken, ein Wechselspiel
aus schnellen und ruhigen Passagen. Genau in diese Richtung wollten wir mit Motorpsycho gehen.
Das letzte Album war arrangierter, jeder Ton war genau geplant. Außerdem wurden die Möglichkeiten
im Studio mehr ausgeschöpft. Es hat auch länger gedauert "Blissard" aufzunehmen, alles in allem
etwa einen Monat. Bei "Angels And Daemons At Play" haben wir viel live eingespielt, um die
Spontaneität der Momentaufnahmen festzuhalten, es war also ein völlig anderer Entstehungsprozess.
Die Atmosphäre auf dem Album ist für die kurze Entstehungsgeschichte sehr dicht ...
Die Produktion des Albums geschah sehr spontan. In 10 Tagen waren die Songs aufgenommen und in
weiteren 7 abgemischt. Viel mehr Zeit würden wir aber auch nicht investieren, und das hat nichts
mit dem Budget der Plattenfirma zu tun. Es ist nicht unsere Absicht, ein völlig ausgefeiltes Album
zu veröffentlichen, es ist wie es ist.
Die bisherigen Alben haben Motorpsycho selbst produziert. Wurde da nicht ab und zu mal der Wunsch
nach einem Produzenten wach?
Wir haben uns nie ernsthaft nach einem Produzenten umgeschaut. Alle Songs entstanden durch uns,
somit ist die Strecke von der Idee zur Aufnahme relativ kurz. Unser Sound wird weder gefiltert,
noch verfälscht. Der Hörer bekommt Motorpsycho, nicht mehr und nicht weniger. Wir verstehen
nicht, warum manche Bands irgendwelche Produzenten förmlich beknien, damit diese ihre Platte
produzieren.
Wie steht man zu einem Album, das in den Köpfen der Band gereift ist und dann als fertiges
Produkt in Form einer CD, LP oder einem anderen Format vor einem liegt?
Es ist schwer zu sagen, da man sich die eigene Musik anhört. Ich brauchte lange Zeit, bis ich mir
"Blissard" anhören konnte. Man braucht sehr viel Distanz zu den Aufnahme- und Produktionsarbeiten.
Beim neuen Album bin ich noch mitten im Entstehungsprozess, die Produktion ist zwar abgeschlossen,
aber ich höre trotzdem laufend neue Elemente heraus. Mein Gefühl der neuen Platte gegenüber ist
sehr gut.
Christian Dännart