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H A P P E N I N G S
MORNING MANIAC MUSIC

Review of the Stickman festival / 2001-10-13
taken from German alternative rock magazine
VISIONS #105 / December 2001.
In German. Transcribed by KissHerMind.


Stickman Festival
feat. Isolation Years, Fireside, 35007,
Soundtrack Of Our Lives, Motorpsycho
13.10.2001 – Hamburg, Große Freiheit 36,
ca 1650 Besucher (ausverkauft)


Publikumsbefragung:

Mühle (31)
"Für mich war das schon das zweite Motorpsycho Konzert. War eine schöne, lebendige Darbietung mit sauberen Klangstrukturen & viel Tempo. Allerdings sind sieben Stunden Konzertprogramm schon nah an der Schmerzgrenze."

Steffen (31)
"Dass es ein Marathonabend werden würde, war ja klar. Leider war er so langweilig & zäh, dass am Ende für Motorpsycho kaum noch Kraft übrig war. 35007 gut, auf den Rest konnte man verzichten."

Susan (25)
"Gut. Phänomenal. So was sollte es öfter in Hamburg geben. Es war einfach geil. 35007 & Motorpsycho waren großartig, und auch die Stimmung hier war gut. Großartige Atmosphäre. Ich bin begeistert."

 

Um zwei Uhr nachts ging es endlich los. Motorpsycho betraten die Bühne, und die Masse tobte vehement. Bent Saether schaute verwundert, grinste & sagte: "You've seen the heavy groups, now you will see morning maniac music." Der Sänger von Jefferson Airplane soll diesen Satz 1969 beim Woodstock-Festival gesprochen haben. Doch bis die 'morning maniac music' endlich über die Anwesenden hereinbrach, dauerte es, dauertes es, und es dauerte lang. Das sympathische 'Stickman'-Label hatte zum Festival geladen, viele waren gekommen doch so richtig herrlich war der Abend nicht, eher beschaulich mit einem magischen Ende. Gegen neun eröffneten The Isolation Years mit ihrem in Folk- und Country-Gefilden wildernden Songwriter-Pop den Abend dezent, schön & süffig melancholisch. Ihr Sänger reagierte leicht verduzt: "There are more people in this room than in my hometown!" Fireside setzten danach konsequent um, was auf ihrem aktuellen Album "Elite" zu hören ist: Die Abkehr von griffigen Songstrukturen, hin zu krautrockigen, epischen Klangspielereien. Das erinnerte zuweilen an Motorpsycho ohne Biss, wirkte beliebig und begeisterte nur wenige. Ein Muntermacher war jetzt nötig, der kam & hieß 35007. Derber zäher Wüstenrock ergoß sich wie flüssiges Blei in die Runde, während über die Leinwand entrückt-fremdartige Filmchen flimmerten, die übrigens von Motorpsychos Tour-Soundmann Pidah Kloos stammen. 35007 rumpelten, rockten räudig & laut & erinnerten zuweilen an Monster Magnet zu "Spine Of God"-Zeiten, nur eben ohne Sänger. Gegen Mitternacht dann die notorisch hochgelobten The Soundtrack Of Our Lives. Die Band hatte sichtlich Spaß, aber so richtig knallen wollte der liebevoll komponierte Retro-Rock der Schweden nicht. Zu bemüht wirkte ihre mit nervenden Klatschespielchen verwurstete Darbietung, um als Ironie auf posende Stadionrocker durchzugehen. Doch es wurde alles gut zu später stunde: Motorpsycho kamen & spielten eines dieser Konzerte, bei denen man einfach nur dasteht mit offenen Mund, zuckenden Kopf & hüpfenden Herz. Hoch konzentriert & fast permanent grinsend entsponnen sie ihre schier endlosen, tonalen Eskapaden, spielten "Hey Jane" und erschufen "The Other Fool" fast komplett neu. Erst nach einer knappen Stunde kamen Songs vom neuen Album – "Bedroom Eyes", "For Free" & "Go To California", und es gab kaum jemanden in der Großen Freiheit, der nicht gebannt & euphorisiert war & selig lächelte. Eigentlich wollten Motorpsycho nur eine Stunde spielen, aber aus der wurden dann natürlich knapp zwei. Um kurz vor vier forderte ein erschöpfter Bent dann: "Okay, let's go to bed." Ja, und schön träumen.

Tino Hanekamp