[media stories: 1996: german] |
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Motorpsycho
Article / Interview with Bent around the 'Blissard'-release Nachdem ich mich letztes Jahr in "Timothy's Monster" verliebt hatte, war das neue Motorpsycho-Album etwas, auf das selbst eine professionelle, sich nicht über Ebbe im Plattenregal beklagen könnende Musik-Verdauungs-Maschine mal wieder sehnsüchtig warten durfte. Jetzt ist das Objekt der Begierde da, heißt "Blissard" und enttäuscht nicht ein bißchen. Aber was will man von der feinsten Band Norwegens, deren erkennbare Einflüsse von Pavement und Sonic Youth bis zu The Cure und Led Zeppelin reichen, auch anderes erwarten als ein vielschichtiges, intensiv-melodisches und rauh-persönliches Album, wie es auf diesem Planeten nur Motorpsycho zustandebringen? Ihre stlistische Bandbreite bietet noch immer alles zwischen Feedback-Orgien und akustischer Gitarre, zwischen Pink Floyd-Psychedelik und New Order-Gitarren-Pop, zwischen Hüsker Dü-Biß und Sebadoh-Zerbrechlichkeit., und dabei zieht sich ein roter Faden aus brennender Emotionalität durch "Blissard", dem das fünfte Album der Band aus Trondheim seine hochgradig süchtig machende Geschlossenheit verdankt. Und das schönste daran ist, dass Motorpsycho trotz all der o.g. Vergleiche nach wie vor oihre ganz unverwechselbare Handschrift haben, auch wenn sie neuerdings schneller und präziser auf den Punkt kommen: Die durchschnittliche Songlänge hat sich bei fünf Minuten eingependelt, während sonst 16-Minuten-Wälzer durchaus nichts Ungewöhnliches waren, und "Blissard" ist weder Doppel-LP wie "Demon Box" noch gar Doppel-CD / Trippel-LP wie "Timothy's Monster", sondern hat, wie ganz normale andere Alben auch, einfach zehn Titel.
"Es war eine echte Herausforderung für uns, das zu versuchen", erzählt
Bent Saether, Sänger, Bassist und Haupt-Songlieferant von Motorpsycho.
"Wir hatten uns ja bisher nie bewußt vorgenommen, ein Album mit normaler
Länge aufzunehmen, sondern entweder lange Alben gemacht oder EPs als anderes
Extrem. Dieses Mal bemühten wir uns also, die Songs so kompakt und intensiv wie
möglich hinzubekommen. Wir fingen an zu kürzen und schauten, ob die Songs immer
noch funktionierten - und fanden sie taten es.
Eine weniger melancholische Stimmung als auf "Timothy's Monster"?
Ist "Blissard" der Versuch, sechs Jahre nach der Bandgründung schließlich das
perfekte Motorpsycho-Album zu machen? Vielleicht sogar in kommerzieller
Hinsicht? Immerhin wurde diesmal für zwei Wochen das renommierte (und teure)
Stockholmer Atlantis-Studio angemietet. Die sich ständig ändernde Besetzung von Motorpsycho besteht z. Zt. aus Bent, Snah Ryan an der Gitarre und Hakon Gebhardt am Schlagzeug. Dieses Trio stellt allerdings schon seit dem zweiten Album "8 Soothing Songs For Ruth" (1992, damals teilweise noch herbes Hardcore-Gehacke; so viel zu den wechselnden Stilrichtungen) die Rumpfbesetzung. Nach dem Ausstieg von Morten Fagervik, der bei den Aufnahmen zu "Blissard" noch für zweite Gitarre und Samples zuständig war, üben die drei jetzt fleißig, diesen Verlust mit diversen Fußpedalen zu kompensieren, denn die feinste Band Norwegens kommt voraussichtlich im April / Mai auf Europatour und damit auch nach Deutschland. Eine konzertübersättigte Musik-Verdauungs-Maschine wartet mal wieder sehnsüchtig. Wir sehen uns. Manfred Upnmoor
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