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  [record reviews: barracuda mini-lp]



Motorpsycho
Barracuda

Review of Barracuda taken from the
German alternative rock magazine
VISIONS #96 / March 2001.
German. Found at the visions-site.


Barracuda - cover - front  

Schönheit
VISIONS Nr. 96

MOTORPSYCHO

Barracuda
Stickman/Indigo


From: Norway. To: Seventies Groove Rock Heaven. Schweinerock bar jeder Klischees und Albernheiten - das können so wohl nur Motorpsycho.

Mal im Ernst: Wenn es wirklich jemand wagen sollte, hier von ‘Abfallprodukt’ oder ‘Resteverwertung’ zu sprechen, bekommt er dick eins mit der Rute der Ahnungslosen übergebraten. Die vorliegenden Aufnahmen stammen zwar aus der Session zur letzten Platte „Let Them Eat Cake“ und wurden damals als zu rockig und dem Albumkontext nicht angemessen befunden, doch schnell wird klar, was ohenhin schon zu vermuten war: Was Motorpsycho (erstmal) zur Seite legen, würden verdammt viele andere Bands mit Kusshand in die ‘da bin ich stolz drauf’-Ecke ihrer Discographie packen. Auch in Sachen Format lässt sich der „Barracuda“ nicht lumpen - sieben Songs und eine Spielzeit von über 33 Minuten können sich sehen lassen und passen wunderbar in die derzeit von der Band favorisierte Musikepoche: Damals waren Platten eben kurz.

Jetzt aber eingestiegen. Die Fahrt geht los mit „Heartbreaker“. Der Sprit besteht aus heißer Luft, die aber einen beschwerlichen Weg durch Sax, Trompete, Posaune hinter sich hat. Super und mit mächtig viel Blei, dieser Treibstoff. „Up ‘Gainst The Wall (High Time)“ versprüht dann den ambitionierten Drive der Who zu „Who’s Next“- Zeiten, bei „Star Star Star“ wird mächtig gejaggert und gerichardt, und auch hier kommt wieder das schmissige Blasgaspedal zu Ehren. Hüftigall, ick seh dir kreisen! Und „Vanishing Point“ hieß als Arbeitstitel bestimmt ‘Soul Speed King’... Doch warum eigentlich große Namen fallen lassen? Motorpsycho sind schließlich selbst einer. Bei allen Reminiszenzen an die good ole days schimmert hier nämlich stets der Charakter einer in den Neunzigern gereiften Band durch, die selbst längst Referenz und Bezugsquelle geworden ist. Wer Mother Superior (den Amis, wohlgemerkt), Böses will, schickt diese Platte umgehend an Henry Rollins. Der schmeißt seine Begleitband sofort raus und engagiert die Herren Gebhardt, Ryan und Saether ...

Ingo Neumayer