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  [record reviews: let them eat cake]



Komplementäre Kontraste
Vollkornbrot statt Kuchen:

Motorpsycho

Review of Let Them Eat Cake taken from the
German e-zine
SUBWAY-MAGAZIN, February 2000.
German. Found at the Subway-Magazin-website.


Motorpsycho
Let Them Eat Cake
Stickman


Motorpsycho
Foto: Wustman

Seit dem Turbonegro-Split sind nur die Jeans noch blau – die Seele trägt schwarz, und aus den Boxen säuseln andächtig die feinen, aber leisen Euroboys – bei aller diesbezüglich äußerst angebrachten Tristesse wird jedoch allzu oft vergessen, dass Norwegen im Ganzen zwei Rockburner allererster Güte in die Welt sandte, und dass Motorpsycho keineswegs an den Ruhestand denken. Im Gegenteil: Zehn Jahre, zehn Alben, besagt die Statistik, und da ist es selbstredend, dass die drei Großformatrocker im Jahre elf mit einem neuen Longplayer aufwarten. Doch endet das Gesetz der Serie hier, denn war das Trio bislang für das auf ihren ebenso exzessiven wie exzellenten Konzerte harte Gitarrenbrett bekannt, für staubigen Siebzigerrock im frischen Nineties-Sound, spannungssteigernde Instrumentalpassagen und kollektiven Mosh-Alarm, standen die Schalter nun radikal auf Veränderung, Erweiterung: „Früher gab es eher Vollkornbrot, gesund und kohlenhydrathaltig, und jetzt servieren wir eher Kuchen“, gibt Gitarrist Snah zu Protokoll. Will heißen: harmonische Songs, Indie-Folkrock, Bläser, Streichersätze und mehrstimmiger Gesang. Dafür hatte sich das Trio eine klare Maßgabe auferlegt, an der man ebenso klar gescheitert ist: Kürzer hatten die Songs sein sollen, die pure Essenz eines Songs hatte man herausfiltern wollen – doch haben es kaum welche der neun Songs unter die selbstgesetzte Vierminutenmarke geschafft, und »Let them eat Cake« übersteigt somit auch das angestrebte Vierzig-Minuten-Limit. Kein Drama für Snah, so blieben schließlich noch ein paar Ziele für die Zukunft offen. Und auch die wird sicher wieder lecker werden.

Matthias Schröder