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  [record reviews: it's a love cult]



PSYCHEDELIC
MOTORPSYCHO
"It's a Love Cult"

Review of It's a Love Cult taken from the
German music magazine
ECLIPSED, October 2002.
In German.


Motorpsycho - «It's a Love Cult» - cover - front
 

Psychedelic
Motorpsycho
"It's A Love Cult"

(Stickman / Indigo)

Es gilt zu ergründen, inwieweit sich der Albumtitel auf MOTORPSYCHO selbst bezieht. Kult sind sie schon längst, bleibt zur abzuwarten, was dieses alles mit Liebe zu tun hat. Aber stop. "It's a Love Cult" läßt sich, trotz einiger nennnenswerter Parallelen, nicht unbedingt mit dem Vorgänger "Let Them Eat Cake" vergleichen, auch nicht mit einem anderen MOTORPSYCHO-Album. Eher ist es die Summe aus allem, wobei der Rockaspekt, wie es sich schon andeutete, noch etwas weiter in den Hintergrund getreten ist, noch weniger Motor, noch mehr Psycho. In schöner Regelmäßigkeit, und wer macht das heute schon noch, beglücken uns Bent, Snah und Gebhart mit neuen Alben, wobei sie zwar nicht mehr so für Überraschungen sorgen wie einst, als sich in jeder Platte eine neue musikalische Offenbarung manifestierte, aber trotzdem ist jeder MOPSY-Release schon etwas ganz besonderes.

Fakt ist, daß man sich mit "It's a Love Cult" einmal mehr in seinen alten klassischen Kamellen wie den Doors, King Crimson, frühen Genesis oder der Allman Brother Band bestätigt fühlt, weswegen man auch immer schon etwas untrendy wirkte. Genau hier setzten MOTORPSYCHO an, rehabilitieren eine ganze Ära der rockmusikalischen Entwicklung und sind nebenbei auch noch überaus lässig.

Zugegeben gab es solche Horte der Stille, wie sie Songs wie "Circles", "Carousel" oder das epische "The Mirror & the Lie" breitbildhaft zeichnen, so und in dieser Form noch nicht, hier scheinen die im letzten Album thematisierten Phanerothyme zur vollen Wirkung zu kommen, wobei sich Motorpsycho hierbei die klangmalerischen Welten von Sigur Rós und Radiohead erschließen. "This Otherness" nicht weniger slow und bedächtig, wirkt indes wie Calexico, wobei Wüste mit Tundra getauscht wurde, was bedeutet, daß sich Atmosphären mit zwielichtigen Ausmaßen auftun. "Überwagner or A Million Bubbles in my Mind" katapultiert uns mit Schallgeschwindigkeit in die in nebliger Ferne liegenden Sixties, "Neverland" könnte "Go to California Part 2" darstellen. "Come to Neverland", und wir gehen mit.

Ein Tack wie "What if ..." wirkt wie eine rockmusikalische Referenz an den großen Burt Bacharach, womit der sich auf den letzten Alben herauskristallisierenden Easy Listening-Vorliebe eine weitere Plattform geboten wurde. In "Serpentine", der ersten Auskopplung, kommt die Sonne Kaliforniens, verspätet, aber immerhin, doch noch zum Vorschein. MOTORPSYCHO goes Artpop (jedenfalls im Refrain) und wir nehmen's gelassen. Denn mit dem schwer groovenden "Custer's Last Stand" weiß das Trio dann doch noch gehörig zu rocken, wobei gerade dieser Song das Zeug zu einem Klassiker besitzt.

Machen wir es kurz, "It's a Love Cult" trägt seinen Namen zurecht und MOTORPSYCHO machen sich hiermit noch eine Spur unverzichtbarer.

CA