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  [record reviews: phanerothyme]




Motorpsycho
Phanerothyme

Review of Phanerothyme taken from the
for free magazine of German media and electronics retailer
WOM JOURNAL #205 / September 2001.
In German. Transcribed by KissHerMind.


Motorpsycho
Phanerothyme

Ein Russ Meyer Tribute Feature in London: Mudhoney & Faster Pussycat waren als Bandname schon vergeben, bleibt Motorpsycho. So einfach ist das. LOBOTOMIZER heißt das Debut von 1991, "Killer" der Drummer. Er wird von Hakon Gebhardt ersetzt, und fortan veröffentlichte das Trio aus Trondheim, Norwegen, neben Soloalben jedes Jahr mindestens eine CD, teils sogar als Doppel-CD, teils gewagte Live-Mitschnitte. Selbst wenn es nur nach Leistung ginge (Arbeit dividiert durch Zeit) – es gäbe auf der Welt kaum eine bessere Band. Mit PHANEROTHYME schaffen sie den Hattrick, den ihnen so kurz nach dem überragenden Psychedelic-Pop-Epos keiner zugetraut hatte: Das dritte Meisterwerk nach TRUST US und LET THEM EAT CAKE. Eine Ruhmesreihe, nur unterbrochen von der Schweinerock-EP BARRACUDA – das soll nicht verschwiegen werde.

Beinahe beiläufig eröffnet die wundeschöne Ballade "Bedroom Eyes" eine Reise in eine verloren geglaubte musikalische Welt. Motorpsycho machen Musik aus der Zeit, zu der sie geboren wurden: 1969. Und – Achtung Frevel! – sie sind besser, da unverbrauchter als so manches Original. Abartig gestimmte Gitarren, noch seltsamere Texte, exact gesetzte, säuselnde bis epische Streicher- und Bläserarrangements, elegante Harmonieverschiebungen, dreistimmige Gesangspassagen, Riff-Götterdämmerung, psychedelische Gitarrensoli, excellente Poprefrains ("The Slow Phaseout"), Fender-Rhodes- Fetisch, Motown Fingerschnippen, tschechische Kindefilmmusik, ca 1970. Und wenn sie in "Go To California" die Doors-Orgel allzu typisch plinkern lassen, dann, weil sie getrieben sind von der Liebe zum Sujet. Oder kennt sonst jemand eine Band, deren Drummer neben vier Stunden Probe, sechs Tage die Woche noch mit einem Banjo-Trio auf Tour geht?

Mark Behrendt