home

  [record reviews: timothy's monster]




Motorpsycho - Timothy's Monster

News snips concerning the forthcoming release of Timothy's Monster taken from the
German magazine
INTRO #11 + #12 / 1994.
Interesting because it was the only mag in Germany that noticed that an really extraordinary release was to come ...
In German.


[...] Für Januar ist sie uns vom deutschen Label »Voices of Wonder« versprochen worden, eine Vorabpressung hat sich unser Redakteur Don vom bitterlich weinenden Matthias bereits unter den Nagel gerissen und überhaupt: Die Doppel-CD / Dreifach-LP »Timothy's Monster« der ganz offensichtlich bewußtseinserweitern-den Norweger Motorpsycho ist ein sensationeller Anwärter auf das »Untergrund-Spektakel des Jahrhunderts«, jedenfalls meint das besagter Redakteur. Eine wilde psychedelische Reise durch mindestens drei Dekaden Musikgeschichte und das »schönste Stück, das es je gegeben hat«. Alles auf rund 100 Minuten! Ausharren, Leute, ausharren! [...]


[...] Unseren Blick in die Ferne richten wir sehr gerne, wenn es um Motorpsycho und ihr neues infernalisch gutes Album geht. (Is' schon komisch, wenn man vor Jahresende schon einen Favoriten auf das Album des nächsten Jahres hat) Eine Melange aus scheinbar allen positiven Entwicklungen, die der Gitarrenunder-ground in den letzten Dekaden zu bieten hatte, trifft man hier an. Egal ob die 70er Pink Floyd, 80er Dinosaur Jr. oder 90er Pavement, diese Herren aus Norwegen können es Song um Song mit jeder Band aufnehmen. Wer sich davon schon im Vorfeld überzeugen will, besucht einen ihren beiden Akustik-Auftritte am 2.12[.1994] in Hamburg oder aber einen Tag später im emsländischen Spelle. Das »Fantasia« ist am 3. Dezember zudem der intime Ort der INTRO-Belegschaft. [...]


Review of Timothy's Monster taken from the
German magazine
INTRO #1 / 1995.
In German and the best ever! Review found in the depths of the mighty Stickman archives.
Thx to Jeanette!


Motorpsycho
Timothy's Monster DoCD
EMI / Voices of Wonder
Rating: Untergrund: Das Spektakel (record of the month)

Natürlich ist diese Plattenkritik ein einziges Abfeiern der norwe-gischen Band. Natürlich kann man diesem Geschreibsel keine Objektivität bescheinigen. Aber angesichts einer sich selbst über-treffenden Formation, angesichts eines Doppel-Albums, das in 100 Minuten vier Dekaden der Rockmusik durchwandert und zu-sammenfaßt, sie damit fast überflüssig macht in seiner Erhabenheit über abgehalfterten Vergleichen, Kategorien und Versuchen, »einfach« zu erklären, wie die Platte entstanden ist, kann das keine/r von mir verlangen. Abwendung von Härte (wie noch ver-einzelt auf »Demon Box«), Hinwendung zu Melodie. Keine Hektik, sondern dynamische Intensität, schwelgerisch, sentimental, leiden-schaftlich, mutig, gerade 1994 (das »härteste« Jahr der Rockgeschichte). Dieses Album schwebt zeitlos im Musikge-schehen der zeitsuchenden Generation aus Desorientierung; es versucht, dem Hörer das Zeitvakuum zu schenken. Sich darauf einzulassen bedeutet, der eigenen Leidenschaft Raum zu geben für einfache Bekenntnisse, Erkenntnisse, daß nichts »wirklich wichtig« sein kann. Ich hatte vergessen, wie einen Geigen schlucken machen können (»Sungravy«). Ich hatte 10minütigen Steigerungen (»Giftland«) mit dem Ende von GENESIS (1975) keine Chance mehr gegeben. Ich hatte dem Banjo in der Rockmusik die Lebens-berechtigung abgesprochen (»A Shrug & A Fistful«). Ich hatte die Gewalt von Samples unterschätzt (»GrindStone«). Ich haßte den Garagensound der 60s. Ich hatte lange keine Gänsehaut mehr beim Hören. Eine Band, die alle an sie gestellten Erwartungen übertrifft, sie vergessen macht, die zur einzigen Band mutiert, alle anderen zu gutgemeinten Versuchen degradiert. MOTORPSYCHO haben »das schönste Stück eingespielt, das es gibt« (anders konnte es Birk nicht auf den Punkt bringen, ich auch nicht): »The Golden Core« bildet eine nicht endend wollende Steigerung, einen Strudel, der in seiner Intensität und symphonischen Breite Gedanken fordert und, gleich einem Lehrsatz, die beruhigende Weisheit vermittelt: »There is a time for everything, when even you can be king.« Warte also, Dein Moment kommt! Kitsch? Simplizismus? Vielleicht, wahrschein-lich, sicherlich. Der Intellektuelle wird dieser Platte nicht einen Deut positiver Seiten abgewinnen, denn sie geht nicht über den Kopf, ist ihm nicht entsprungen und will nicht dorthin. Jedem normalen Men-schen entlockt sie aber unter Garantie das letzte bißchen Gefühl. Alle, die sich jetzt fragen, ob ich jetzt spinne, oder was das soll, haben zwei Möglichkeiten: Sie fressen dem »Monster« wie ich aus der Hand oder versinken weiter in dem Heer namenloser Techno-, Metal- und HipHop-Mutanten mit konstanter Gefühlsunterkühlung und der Unfähigkeit, dem anderen unprätentiös in die Augen zu schauen. Dort sähen sie nämlich das, was diese Platte will, dort endet die Erklärbarkeit und reduziert sich auf das Einfachste: »It feels so good to feel again!«

Carsten Sandkämper

This is IMHO the best review of a MP-record ever released ... anyway it's the most important one released in the German press founding MPs fame and glory in the German (independent) scene up to now ...