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  [media stories: 2001: german]




Konzert-Review
The Soundtrack Of Our Lives
Köln, Live Music Hall, 14. Oktober 2001

Review of TSOOL's Cologne show / 2002-10-14
with Motorpsycho contents
taken from the German e-zine
LAUT, October 2001.
In German. Found at the lauthals site.


An diesem Sonntagabend hatten die Skandinavier die Live Music Hall in Köln absolut unter Kontrolle. The Soundtrack Of Our Lives und Motorpsycho rockten gemeinsam die Bühne. Einen Tag zuvor, auf dem Hamburger Stickstock Festival, trafen sich die nordischen Extremisten zum ersten Mal und hatten dabei unheimlich viel Spaß. Schweden und Norweger halten einfach zusammen.

Auch an diesem Abend. Ein ungewöhnliches Vergnügen. Die Mehrzahl kamen natürlich für den Hauptact Motorpsycho, aber auch der Support heizten der Menge ordentlich ein: "Retro Rock trifft Jesus Christus oder ein anderes Hippiemitglied"! Smarte Band mit ungewöhnlich, ja fast schon hässlichem, unförmigen Sänger. "Jesus is here ..." Zuerst dachte ich es wäre noch einer von der Crew auf der Bühne, aber nein, er ist scheinbar der Frontmann. Puh. Ebbot heißt die Rock'n'Roll Machine und ist in Schweden schon eine Art Punkhero. Gemeinsam mit Gitarristen Björn begannen sie ihre Karriere unter dem Namen "Union Carbide Productions".

Ja, punkig war das ganze auf jeden Fall. Ein paar Biere gezischt und offensichtlich noch andere Wachmacher ließen die schwedische Combo gar nicht mehr aufhören. Sie rockten und schwitzten und posten und rotzten die Bühne fett. Ein wenig zu inszeniert, aber das Publikum kam voll auf seine Kosten. Die Stimme von Sänger Ebbot zu sehr im Hintergrund. Das Posen von Gitarrist Björn dafür um so aufdringlicher. Mit ihrem aktuellen Album "Behind The Music" beglückten sie die Mehrheit der Zuschauer. Während einige Fans in den ersten Reihen aufpassen mussten, dass ihnen der Frontmann nicht das Bier aus der Hand schlug, bangten die Anderen ihre Köpfe, bis sie fast umfielen. Die melancholischen Songs haben sie hinter sich gelassen. Das konnte man hören und sehen. Lautstarke Parolen, dass man kein Mitleid mit sich selbst haben darf und seinen Arsch immer wieder hoch halten sollte. Mut machen auf schwedische Art. Dazu das sehr egozentrische Gitarrenspiel von Björn. Sein Orange-Verstärker kann sich nicht beschweren. Aber der Zuschauer darf das schon. Es sei denn man steht auf dieses unglaubliche Posen des Mr.-Ich-sehe-gut-aus-und-weiß-das-auch-und-kann- sogar-mit-dem-Popo-meine-Gitarre-bearbeiten und sie dann auch auf dem Boden zerschmettern. Aua! That´s swedish Rock'N'Roll, yeah! Also, ein gewisses Unterhaltungspotenzial haben sie schon. Gute Musiker sind es auch, aber bitte mit weniger Sahne!

Nach diversen Zugabe-Rufen kamen sie dann auch tatsächlich noch mal auf die Bühne. Aber dann war es vorbei und der Umbau für Motorpsycho lief in hohen Touren. Die Zeit drängte. Im Vergleich zur Vorband kamen einem die Norweger, um Basser und Sänger Bent Saethers, ja fast schon wie zahme Lämmer vor. Nur die Hälfte der Bühne wurde beansprucht. Alles sehr viel bescheidener und ruhiger. Posenlos legten Motorpsycho ein minutenlanges Intro vor. Ruhig, angenehm, sahnig! Besonders sehenswert das Schlagzeugspiel von Geb. Nicht nur sein Oberkörper war entblößt, auch die Füße hatten nicht die reguläre Bekleidung. Barfuss zu trommeln ist bestimmt nicht schmerzfrei, aber er konnte es. Und dabei sogar noch Singen. Toll! Das aktuelle Album "Phanerothyme" stand an diesem Abend im Vordergrund. Unverkennbar, der 70s Gitarrenpop Einschlag. Jim Morrisson wäre glücklich dieser Band aus Norwegen zu lauschen. Aber auch alle anderen in der Live Music Hall waren glücklich. Auch ohne Halluzinogene. Ich war auf jeden Fall berauscht. Wie auch immer!

Jasmin Lütz