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FJORDPROBE - TIP # 17 / 1993. German.

Article taken from the
German town magazine of Berlin
TIP #17 / 1993.
German. Article found in the depths of the mighty Stickman archives.
Thanks to Jeanette!




Mit MOTORPSYCHO stellt sich eine Rock-Alternative aus dem hohen Norden in der Stadt vor.


Aha, Wencke Myhre und Dance With A Stranger entpuppten sich bisher als die gefragtesten Exportartikel Norwegens. Ein Faible für Rockmusik, wie es sich in den Nachbarterritorien Schwedens und Finnlands herausgebildet hat, ist an der Westflanke Skandinaviens komplett vorbeigezogen. Das heißt nicht ganz. Ein namhaftes Independent-Label gibt es immerhin: "Voices of Wonder" in Oslo. Im angegliederten Plattenladen verkaufen die Macher Importplatten aus England und Amerika, und die Einnahmen fließen in den Aufbau eigener Bands.

"Subbacultcha" ist ein Sampler, auf dem alle Stimmen des Wunders Verewigung gefunden haben. Die meisten von ihnen geben psychedelisch angehauchte Laute von sich, wie sie versponnener kaum intoniert werden können. Es gibt aber auch eine Band zu hören, die voll und ganz in unsere Zeit paßt, und das ist Motorpsycho aus Trondheim. Ihre aufwühlende Musik ist ein in Töne ausgedrückter Parforceritt vom Fjord-Idyll in die Hektik der Großstadt. Die Songs strahlen belebende Unruhe ab, sind niemals festgelegt und können wie selbstverständlich von Ruhepolen in brachiale Kontrapunkte wechseln, und das übergangslos.

Manchmal geht es sogar so weit, daß Motorpsycho vor lauter Begeisterung kein Ende finden. Beim siebzehn Minuten dauernden Titelsong ihres aktuellen Albums "Demon Box" etwa. Der beginnt mit ungestümen Grunge-Verfremdungen und endet auch mit diesen. Was dazwischen liegt, ist ein langgezogener Geräuschbreak, in dem Rauschen, Surren und Sägen fast schon atonal zusammenfließen. Dafür verasntwortlich zeichnen nicht die drei zentralen Bandmitglieder, sondern ein befreundeter Collagist namens "Deathprod", der als einzige Person an der Kunstakademie Trondheim Lärmstudien betreibt und Motorpsycho mit ungewöhnlichen Anregungen füttert. Ein Königreich der Überraschungen!

Live kann ein Stück wie "Demon Box" gut und gern auf dreißig Minuten ausgedehnt werden. Welche weiteren Geister beim Auftritt am 21. August aus der Schachtel springen, wird noch nicht verraten.

Thomas Weiland